Der Umtriebsdruck für eine Warmwasserheizung wird in der Regel durch eine Pumpe bereitgestellt. Aber er kann auch durch die unterschiedlichen Dichten des Wassers im Vor- bzw. Rücklauf bei unterschiedlicher Höhe der Abkühl- und Aufwärmpunkte erzeugt werden. Ist keine Pumpe vorhanden, handelt es sich um eine reine Schwerkraftheizung, wobei der Wasserumlauf nur vom sogenannten thermodynamischen Umtriebsdruck angetrieben wird.
Mit einer Schwerkraftheizung assoziiert man heute ein veraltetes System, das wegen dicker Rohrleitungen unästhetisch und materialaufwändig ist und dessen Leistungsregelung träge agiert. Dies trifft auch zu.
Dennoch verbindet sich mit der Schwerkraftheizung aber auch ein Faszinosum besonderer Art:
- Sie war über viele Jahrzehnte ein sehr geeignetes Heizsystem, das außer dem Brennstoff keine Fremdenergie benötigte. In einfachster Weise wird Wärmeenergie in mechanische Bewegungsenergie umgewandelt. Sie bewirkt die Wasserströmung im Heizsystem. Der Umwandlungsgrad von Wärmeenergie in mechanische Energie ist dabei bedeutungslos. Auch die geleistete Reibungsarbeit wird wieder zu Wärmeenergie. Außerhalb der Feuerung kommt die bereitgestellte kalorische Energie damit zu 100 % dem Gebäude zugute.
- Bemerkenswert ist auch der geringe Differenzdruck (thermodynamische Umtriebsdruck), der die Strömung bewegt. Bei Etagenheizungen – auch Stockwerksheizungen genannt – liegen die Abkühlpunkte in den Heizkörpern auf nahezu gleicher Höhe mit dem Aufwärmpunkt im Wärmebereitsteller (Kessel), sodass der Umtriebsdruck nur durch die Abkühlung in den höherliegenden Rohrleitungen bewirkt wird. In praxi treten mitunter Druckdifferenzen < 100 Pa auf. Früher wurden die Druckdifferenzen in mmWS angegeben, was besonders anschaulich war. Somit "trieben Wassersäulen < 10 mm Höhe" die Strömung in der Heizungsanlage an.
- Die vorgenannten Größenordnungen zeigen, mit welcher Genauigkeit die Planung erfolgen musste und dass ein hydraulischer Abgleich unabdingbar war.
Heutige Behauptungen, dass man bei Schwerkraftheizungen früher "kaum einen hydraulischen Abgleich" durchführte, sind unwahr und bezüglich eines ordnungsgemäßen Betriebes völlig unrealistisch. Diese Unwissenheit bewegte mich, früheres Wissen in der beigefügten Abhandlung mit Beispielen in Erinnerung zu rufen.
nach oben